Handsetting
"Handsetting" nennt man alle Formen, die man nicht mit einem Kamm oder einer anderen Hilfe bauen kann, bei denen also jeder Stein von Hand gesetzt wird. Dazu gehören im Grunde schon Spiralen.
Dazu hier ein paar Tipps.
Es gibt einen einfachen Trick, ein Handsettingprojekt schön hinzubekommen: Immer wieder zurücktreten und das Gesamtbild überprüfen. Wenn man direkt vor dem Projekt hockt, kann man schlechter erkennen, ob und wo es noch krumm und schief ist, genauso, wie man als Schüler oft die einfachsten Dinge nicht sieht, wenn man die Tafel vor der Nase hat.
Natürlich kann man sich auch mit einem krummen und schiefen Ergebnis zufrieden geben, denn das geht schneller. Wenn man aber Wert legt auf eine schöne Form (und ich für meinen Teil tue das extrem), dann hilft es enorm, alle fünf Minuten aufzustehen und zu schauen, wo man die Form noch verbessern kann. Wie ein Bildhauer, der noch kleine Korrekturen an seiner Figur vornimmt. Wobei der den Nachteil hat, dass er nichts wieder dranmeißeln kann.
Natürlich sind auch Erfahrung und ein gutes Auge hilfreich, aber auch der beste Dominobauer der Welt wird kein schönes Ergebnis bekommen, wenn er vor allem versucht, schnell fertig zu werden. Sorgfalt ist das A und O.
Exakt planen kann man Handsettingprojekte natürlich kaum, das ergäbe vor allem auch wenig Sinn.
Häufig wird es innerhalb eines Handsettingprojekts ziemlich eng und es gilt darauf zu achten, dass keine Steine an der falschen Stelle angestoßen werden. Dann kann man sich mit Tesa behelfen, indem man Steine so festklebt, dass sie nur zur richtigen Seite fallen können.
Beim Domino Day 2004 gab es ein sehr schönes Projekt, das zu großen Teilen per Hand gebaut ist: Ein Bild der jungen (damals zwölfjährigen!) rumänischen Künstlerin Luciana Tamas, das sie eigens für diesen Zweck gemalt hatte.
Schwierigere Linientechniken
Dieser Effekt ist einer der schönsten, finde ich, hat aber wie so viele noch keinen Namen.
Neben eine normale Linie werden im Abstand von etwas mehr als einem Zentimeter Steine so platziert wie auf dem Foto (ein Stein gehört immer zu zwei Steinen in der Linie)...
...und auf diese Stütze wird dann eine weitere Linie gebaut. So lässt sich das noch weiter fortsetzen - für ein drittes Stockwerk müsste man als Stütze immer zwei Steine aufeinanderstellten, wodurch es natürlich wackeliger wird. Deshalb dürften insgesamt auch höchstens sechs Reihen möglich sein, wobei ich das noch nicht ausprobiert habe.
Beim Fallen ergibt sich ein herrlicher wellenartiger Effekt. Diese Technik wird selten gebaut, keiner hat sie bisher in wirklich großem Maßstab umgesetzt, dabei ließen sich auf diese Weise schöne Effekte erzielen, z. B. verschwindende Schriftzüge / Bilder. Das liegt aber sicher auch am wirklich hohen Schwierigkeitsgrad dieser Technik.
Flat Sonimod ist nach dem T-Setting die zweitschnellste Technik. Ansonsten kann man allerdings wenig mit ihr anfangen, weil man die Steine sogar kaum umfallen sieht.
Eine sehr exotische Variante habe ich hier gebaut - wenn man an der Längskante mit Farbe bemalte Steine als Flat Sonimod baut und dann von sehr flach vorne anschaut beziehungsweise filmt, ergibt sich der Effekt, der im Video zu sehen ist.
Noch ein sehr spektakulärer Effekt, aber auch unheimlich schwer zu bauen. Ich habe das Ganze schon mal in größerem Maßstab gemacht und bin fast kirre geworden vor lauter wackeliger Millimeterarbeit.
Mit einem glatten Untergrund oder auch glatten Steinen ist die Bauweise überhaupt nicht machbar. Für Großprojekte ist sie außerdem riskant, weil sie sehr labil ist und auch bei leichten Erschütterungen durchaus zusammenkrachen kann.
Diese Technik wird regelmäßig von Dominobauern "erfunden" und für neu gehalten. Dabei ist sie schon so lange bekannt, dass man nicht mal ausfindig machen kann, wann und wo sie zuerst auftauchte.
Und noch eine namenlose Technik, die einen tollen Effekt erzielt.
Unter meinen lieben Kollegen aus der YouTube-Dominocommunity ist es ein verbreiteter Irrtum, dass diese Technik, der Fallback, meine Erfindung wäre. Das liegt wohl daran, dass mein Video, in dem ich eine Verbesserung gegenüber der ursprünglichen Technik zeigte, über zehntausend Aufrufe hat, während das Original von einem gewissen LimeIron bei etwa zweitausend liegt (und obwohl ich bei meinem Video auf ihn hingewiesen habe).
Wie man diesen Fallback jetzt genau baut, dazu sind die unterschiedlichsten Varianten ausprobiert worden diejenige auf dem Foto ist meine ursprüngliche, die ich quasi aus Gewohnheit immer noch benutze - andere sind aber zuverlässiger, mit dieser Methode geht der Fallback öfter mal schief.
xXDominoMasterXx hat ein ausführliches Tutorial zum Fallback erstellt, in dem er bessere Techniken zeigt. Hier noch der Falldown des Fallback auf dem Foto.
Der Mystery-Trick
Diesen Namen haben die YouTuber mmcodomino und Stollentroll32 diesem Trick verpasst, den sie erfunden haben.
Auf diese Weise...
kann man eine Linie plötzlich und überraschend in die umgekehrte Richtung fallen lassen. Das Ganze funktioniert auch bei zehn bis fünfzehn flach liegenden Steinen noch. Hier das Ganze als Video.
Kreise
Von innen nach außen "explodierende" Kreise zählen eigentlich zu den schönsten Techniken, wie ich finde, trotzdem werden sie nicht besonders oft gebaut.
Das liegt natürlich auch daran, dass es extrem schwierig ist, ein Bild auf so einen Kreis zu planen. Bisher habe ich das überhaupt nur beim Domino Day gesehen, dessen Projekte mit speziellen Computerprogrammen geplant werden, die unsereiner nicht zur Verfügung hat.
Außerdem ist es keine leichte Übung, einen Kreis so präzise zu bauen, dass er auch tatsächlich einem Kreis ähnelt und nicht einem eingedellten Hühnerei.
Es gibt verschiedene Techniken, einen solchen Kreis anzustoßen. Eine sieht man schon in dem Kreis auf dem Foto; diese ist allerdings riskant.
Sicherer und auch sehr elegant ist diese hier (Falldown), und das sage ich nicht nur, weil ich sie erfunden habe :-) Alle anderen verlässlichen Techniken brauchen mehr Platz, sodass eine Lücke in der Mitte des Kreises entsteht.
Beim Domino Day wurde das Ganze normalerweise übrigens mit einer Requisite gelöst - gut zu erkennen zum Beispiel beim missglückten Start von 2004.
Doppelspiralen
Ein immer wieder toller Effekt. Hier ist es noch schwieriger als bei einer normalen Spirale, sie wirklich rund hinzubekommen.
Wichtig ist, dass man in der Mitte genug Platz lässt, damit die hineinfallende Linie nicht die andere schon zu früh und in die falsche Richtung umwirft. So, wie ich es hier gebaut habe, ist es eigentlich schon fast zu eng.
Schrägfelder
Schrägfelder sind eine eigentlich sehr simple Abwandlung normaler Felder, mit denen man auf einfache Weise einen schönen Effekt erreichen kann, die aber trotzdem gar nicht oft gebaut werden.
Das Feld bleibt rechteckig, wird aber statt mit waage- oder senkrechten Linien mit diagonalen gefüllt.
Jede Linie beginnt also zwei Steine später als die vorherige. Auslösen kann man sie zum Beispiel, indem man zwei Steine seitlich aufeinander legt und damit zwei Reihen verbindet.
Beim Falldown ergibt sich ein wellenartiger Effekt.
Farbwechsel
Die einfachste Methode eines Farbwechsels ist es, die Oberseite der Steine einfach mit Tesa zu überkleben, so wie es FlippyCat hier demonstriert:
Das sieht zwar nach einer sehr zügigen Methode aus, tatsächlich dauert aber vor allem das Zerschneiden des Tesafilms elendig lange.
Beim Domino Day wurden die Steine nicht beklebt, sondern besprüht. Das geht wesentlich schneller, ist aber nicht ohne weiteres wieder entfernbar. Beim Domino Day war das kein Problem, weil die Steine jedes Jahr neu bestellt wurden (die alten wurden recycelt).
Auch bei CDT wurde diese Methode eingesetzt.
Was die Tesafilmmethode angeht, ist es nachteilig, nur die Oberseite zu bekleben - dann funktioniert der Effekt insbesondere mit Lampingsteinen nicht besonders gut, weil man vor dem Fallen schon viel zu stark die eigentliche Farbe durchschimmern sieht. Deutlich bessere Resultate bringt es, die Vorderseite zu färben - wie bei der Spraymethode, mit FlippyCats Methode ist das nicht so einfach, weil hier das Trennen nicht mehr so gut funktioniert.
Ich habe meine Farbwechsler gebastelt, indem ich die Vorderseite der Steine mit Papierquadraten beklebt habe. Das Ausmessen, Ausschneiden und Aufkleben der Quadrate ist natürlich eine Heidenarbeit - lässt sich aber erstens gut parallel machen, während man z. B. Fernsehen guckt, und lohnt sich zweitens auch durchaus, wenn man die Steine dann lange behält, denn Farbwechsler sind in beinahe jedem Projekt als schöner Effekt einsetzbar.
Für kleine Felder kann man außerdem ein Feld die Farbe wechseln lassen, indem man sich flache Treppen aus Dominosteinen baut und die Steine seitlich runterklappen lässt. Diese von mir erfundene Methode ist aber sehr aufwändig und deshalb selten die beste Wahl. Außer in dem Video, in dem ich sie vorstelle, habe ich die Technik bisher dann auch noch nirgendwo benutzt gesehen:
Einen relativ umständlichen, aber wegen des langsamen Falldowns recht schönen Weg für große Felder habe ich bei diesem Projekt von 2009 benutzt.
Das Feld habe ich mit seitlichen Slowstones gebaut, d.h. zwei seitlich aufeinander liegende Steine wechselten sich mit flach auf dem Boden liegenden Steinen ab. Diese flachen Steine und die von oben sichtbare Kante der seitlichen Steine bildeten das Motiv, das man vor dem Umfallen sehen konnte, in diesem Fall eine Stadt im Sonnenuntergang. Die flache Vorderseite der oberen Steine hatte ich dann in der Farbe bemalt, die man nachher jeweils sehen sollte; in diesem Fall wurde der Himmel nachher schwarz, ich hatte also die gelben, orangefarbenen und roten seitlich oben liegenden Steine auf der Vorderseite schwarz bemalt. Außerdem waren die darunter liegenden seitlichen Steine (es waren ja immer zwei aufeinander), die nicht fielen, auf der oberen Kante schwarz. Sie kamen zum Vorschein, als die Steine auf ihnen umfielen, sodass danach der ganze Bereich schwarz aussah.
Ja, ich weiß, wahrscheinlich ist der geschätzte Leser gerade völlig verwirrt. Vielleicht hilft das Video weiter: